Pressemitteilung
Ungerechtfertigte Preiserhöhung beim AVV
Der Augsburger Verkehrsverbund (AVV) kommt nicht zur Ruhe: nachdem es nach der zurückliegenden Tarifreform reichlich Kritik von allen Seiten gehagelt hatte, war an einigen Punkten nachgebessert worden. Dennoch knirschte es weiterhin im Getriebe und eine Evaluation sollte stattfinden, um zu klären, wo noch weiterer Nachbesserungsbedarf bestünde. Wegen Corona wurde diese Untersuchung wohl erst mal auf die lange Bank verschoben.
"Die mit Pauken und Trompeten eingeführte kostenlose Minizone rund um den Kö hat jedenfalls erwartungsgemäß nicht das Geringste an Wirkung erzielt," resümiert ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger. "Doch dafür bezahlt die Stadt jetzt Jahr für Jahr 800.000 € als 'Ausfallausgleich' an den AVV!" Dass durch Corona zudem die Takte bei den städtischen Verkehrsmitteln z.T. in unerträglicher Weise ausgedünnt wurden, sorge jetzt für verständlichen Unmut bei den BürgerInnen. "Und als Sahnehäubchen will der AVV nun zum Ende des Monats auch noch seine Preise um bis zu 6,7% erhöhen: also schlechtere Leistung für mehr Geld verkaufen" so Pettinger.
Noch während Wahlkampfes hätten vor allem auch die jetzigen Regierungsparteien angekündigt, sie würden alles tun, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu gestalten. Doch das genau Gegenteil finde jetzt statt: die Stadtwerke verlängern die Taktzeiten, da angeblich viel weniger BürgerInnen die Verkehrsmittel benutzen. "Damit vergraulen wir auch noch die letzten Fahrgäste. Und wenn wir jetzt zur Unzeit auch noch mehr Geld für diesen schlechteren Service verlangen, schlägt das dem Fass den Boden aus", wie Pettinger meint. Attraktiv ist der öffentliche Nahverkehr nämlich nur dann, wenn die Verbindungen mit einem hohen Takt bedient würden, auch in den Tagesrandzeiten und in der Nacht. Den Kunden sei es völlig egal, ob insgesamt wegen Corona weniger Mitfahrende in Bussen und Bahnen zu beobachten wären. Wenn dann zu den Stoßzeiten auch noch eine gewisse Überfüllung aufträte, dann schrecke dies in Coronazeiten zusätzlich Fahrgäste ab. Während im übrigen Bundesgebiet scheinbar die Taktzeiten wieder normalisiert würden, sei in Augsburg diesbezüglich Fehlanzeige. Die Stadtwerke berufen sich bei ihrer Leistungsverweigerung auf die gesunkenen Ticketeinnahmen durch die geringere Anzahl der Fahrgäste. Dass die Abo-BesitzerInnen aber nach wie vor den vollen Preis bezahlen sollen, bliebe bei der Betrachtungsweise aber scheinbar außen vor. Im Übrigen funktioniere der Nahverkehr auch nicht wie ein Handelsunternehmen: eine Kostendeckung sei praktisch nicht zu erreichen. Nachdem der Nahverkehr zur Daseinsvorsorge der Kommune zähle, sei aber die Stadt hier in der Pflicht, das fehlende Geld für einen funktionierenden Nahverkehr zuzuschießen.
Pettinger hat deshalb einen Antrag bei Frau Oberbürgermeisterin Weber eingereicht, der die Taktzeiten bei Bussen und Straßenbahnen deutlich verkürzen will, um damit wieder ein attraktiveres Angebot zu schaffen. Die dadurch steigenden Kosten sollen durch die Streichung der sowieso unnötigen kostenlosen Minizone zum Teil kompensiert werden. Im Übrigen hätte ja der Freistaat schon vor einiger Zeit angekündigt, den öffentlichen Nahverkehr fördern zu wollen: hierfür wäre jetzt ein guter Zeitpunkt. Nicht zuletzt hat sich der Bund ja mit seinem 130 Milliarden Euro Corona Paket ziemlich aus dem Fenster gelehnt: statt für Ankaufprämien für Verbrenner-Neuwagen oder eine Absenkung der ökologisch blinden Mehrwertsteuer könnte dieses Geld sinnvoller für Verbesserungen beim öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden. Pettingers Antrag fordert daher die Stadtregierung auf, bei Freistaat und Bund entsprechende Mittel zur Attraktivierung des öffentlichen Nahverkehrs in Augsburg einzufordern.