Pressemitteilung
Dieter Buchberger beschreibt anschaulich die Energieherkunft in Bayern und seine Probleme vor allem dann, wenn 2022 das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet werde.
Außer leeren Versprechungen habe Bayern nichts vorzuweisen.
Prof. Dr.-Ing. Buchberger stellt zu Beginn seines Vortrags „Sichere und bezahlbare Energie für Bayern“ die provokante Frage: „Wie sieht Ihre Energiebilanz aus?“ Eines sei klar, so Buchberger, das ambitionierte Ziel, den Energieverbrauch zu halbieren, um die Klimaschutzziele auch nur annähernd zu erreichen, sei ein schwieriges Unterfangen, dem sich alle Akteure, vom privaten Verbraucher über die Industrie bis hin zur Politik mit mehr Intensität widmen müssen. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland sei trotz mancher Bemühungen immer noch zu hoch. Anhand von Grafiken verdeutlicht der Referent die schwierige Situation. Die sog. Energiewende sei zwar gut gewollt, aber letztlich schlecht gemacht. Das bereits 2011 aufgelegte Bayerische Energiekonzept „Energie innovativ“ sei mit „heißer Nadel“ gestrickt; von den teils guten Ansätzen sei letztlich nur das Papier geblieben. Buchberger spricht von einer „Ladehemmung“ beim Ausbau der Erneuerbaren Energie. Während in Deutschland zwischen 1990 und 2015 der Ausbau um den Faktor 9 gelungen sei, habe Bayern nur den Faktor 3 erreicht. Buchberger: „Was passiert, wenn Gundremmingen Block C 2021 vom Netz geht?“ Er erkennt zwei markante Probleme. Der Stromverbrauch steigt, während sich der Zubau an Erneuerbaren verlangsamt und nicht zur Deckung der entstehenden Lücke ausreicht. Bayern verbrauche rein rechnerisch etwa die Hälfte des in Gesamtdeutschland erzeugten Stroms aus Erneuerbaren Energien. Der Streit um die beste Lösung wirke auf ihn dogmatisch und endlos. „Wir müssen handeln, sonst wird es dramatisch“, so Buchberger. Ohne Wenn und Aber spricht er sich für einen Ausbau der regionalen Erzeugungskapazität und für neue Netze aus.
Buchberger formuliert einen Katalog an Forderungen für Bayern, vor allem die Abschaffung der sog. 10-H-Regelung und den beschleunigten Ausbau der Windenergie. Die Genehmigungsverfahren müssen, wie in Baden Württemberg, standardisiert werden. Staatliche und kommunale Dächer und Flächen für PV-Anlagen sind auszuweisen. Auch die Bürger sollen ihre Dächer vollmachen. Die Förderung der Energieeinsparung mit und mit geringen Kosten nimmt einen breiten Raum ein. Mit „Bayern innovativ“ und „Bayern exzellent“ erdenkt sich Buchberger Förderprogramme, die weit weniger kosten, als der Bau neuer Kraftwerke und Leitungen. Er will alle Akteure in die Pflicht nehmen, die Stadt- und Landesplanung, die Landesgruppe im Bundestag und im Bundesrat sowie alle Nutzer. Das Energiesparen beginne an der eigenen Haustüre. Freistaat und Kommunen müssten ihre Vorbildfunktion bei E-Mobilität nutzen. Bei der Stadt- und Landesplanung sei ein verstärkter Ausbau von Nahwärme-Inseln in Innenstädten mit hybrider Versorgung nötig. Allergrößtes Augenmerk sei auf die Förderung der Energieeinsparung zu legen durch staatliche Energiesparagenturen, kostenlose Beratung für alle Haushalte mit Energiesparschecks als Naturalleistung. Eine verstärkte Landesförderung für Energie-Effizienz-Maßnahmen sei ebenso unabdingbar wie konkrete und wirksame Maßnahmen zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Buchberger nannte Beispiele für schnelle Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs im Verkehr.
Viele Nachfragen befeuerten eine lebhafte Diskussion. Buchberger, der als ÖDP-Landtagsdirektkandidat auch die schwäbische Liste anführt, verteidigte den Atomausstieg ob seiner Risiken und der ungelösten Entsorgungsfrage. Dass Deutschland seine Klimaschutzziele verfehle zwinge zu schnellem und koordiniertem Handeln. „Unsere Kinder werden uns nicht danach beurteilen, wieviel Geld, sondern wieviel Energie und Ressourcen wir gespart und in welchem Zustand wir ihre Lebenswelt hinterlassen haben.“ so Buchberger.